Meine erstes Eigenbauradio – eine Detektorempfänger für Mittelwelle
Leider kann man heute mit einem Detektorempfänger nicht mehr viel empfangen, da in Deutschland keine Lang- und Mittelwellensender mehr betrieben werden. Der letzte Sender, der Deutschlandfunk, hat Ende 2015 seinen Betrieb auf LW und MW eingestellt. Zu der Zeit, als ich das Gerät zusammengebastelt habe, gab es davon noch viele. Das war in den 1970er Jahren…
Die Bauteile samt Kopfhörer und praktischem passendem Kunststoffgehäuse bekam ich von meinem Onkel, einem studierten Elektroniker und passionierten Bastler, zum Geburtstag – es war vielleicht der 10. oder 11. – geschenkt. Er hatte damit praktisch den Grundstein für meine „Bastlerkarriere“ gelegt.
Zum Betrieb notwendig sind nur ein guter Erdungsanschluß, z.B. die Wasserleitung, die aber ein Metallrohr sein muß (was aber heute oft nicht der Fall ist, weil Kunststoff), und eine möglichst lange, gegen Erde gut isolierte Draht-Antenne. Mein Vater hatte damals in einer halsbrecherischen Aktion eine solche am Dachfirst montiert.
Zur Schaltung:
Die Spulen L1 und L2 sind entweder auf einen HF-Spulenträger mit Ferritkern gewickelt oder sie werden auf einen Ferritstab (200mm lang, 10mm Durchmeser) gewickelt. Man verwendet dazu entweder Kupferlackdraht mit 0,2 bis 0,4 mm Durchmesser oder HF-Litze. L1 koppelt die Antenne an den Schwingkreis, bestehend aus L2 und dem 500-pF-Drehkondensator, an. Wenn man im Nahbereich eines Mittelwellensenders gewohnt hat, war die Ferritantenne durchaus für einen guten Empfang ausreichend. Bei mir hat das funktioniert. Ich wohnte damals wie auch heute in Markkleeberg, der Sender stand in Wiederau, was nur etwa 15km Luftlinie entfernt ist. Für weiter entfernte Sender war die Drahtantenne unbedingt notwendig.
Der Demodulator, eine einfache Germanium-Diode, ist an die Anzapfung der Schwing-kreisspule angeschlossen, welche die „unteren“ 20 Windungen von L2 darstellt. Würde man den Demodulator direkt an den Schwingkreis anschließen, wäre er zu stark belastet. Die Folge: Geringere Spannung am Demodulator und geringere Trennschärfe, die beim Detektor ohnehin nicht sehr hoch ist, damit eine geringere Lautstärke im Kopfhörer. Die Polung der Diode ist egal, es muß aber eine Germanium-Diode sein. Silizium-Dioden habe eine zu hohe Flußspannung, die mit der Schaltung nicht erreicht wird. Der angegebene Typ GA100 ist zu DDR-Zeiten als universelle Demodulator-Diode für solche Zwecke entwickelt worden und war entsprechend verbreitet. Der 10nF-Kondensator siebt die HF-Reste aus, so daß hier die demodulierte NF anliegt. Der 10kOhm-Widerstand bildet eine „Grundlast“ und verhindert eine Gleichspannungs-Aufladung des Kondensators.
Mit dem Kopfhörer wird man heute wahrscheinlich Schwierigkeiten haben. Es muß ein magnetischer Kopfhörer mit hoher Impedanz (im kOhm-Bereich) sein. Dynamische Kopfhörer mit ihren niedrigen Impedanzen zwischen 30 und 400 Ohm sind ungeeignet, da der Empfänger nicht die für deren Betrieb notwendige Energie, welche ausschließlich von der Antenne kommt, aufbringen kann. Man kann sich aber mit einem Übertrager mit einem Übersetzungsverhältnis von 1:10 behelfen. Es würden sich z.B. kleine Netztrafos 230 auf 24 Volt eignen. Der 230V-Anschluß wird an den Kopfhörerausgang des Empfängers angesteckt, der Kopfhörer an den 24V-Anschluß des Trafos. Soll funktionieren, ausprobiert habe ich es nicht…
Eine originale Handskizze aus den 1970er Jahren, gefunden in einem Bastelbuch von damals: